Oliver Kropf




Die Position von Oliver Kropf ist spannend und erfrischend. Collage-artig baut er seine Gegenstände in den malerischen Hintergrund ein und verbindet in seinen Werken Mystik und reine Malerei.

* 1973 in Güssing


Ausstellungs- und Installationsansichten


Publikationen und Texte


„Happy Hour”  von Hartwig Knack


Oliver Kropf sagt: “Obwohl man glaubt zu wissen, wie die Welt funktioniert, weiß man es dann doch nicht wirklich.“ Was steckt dahinter? Kropf begibt sich in seinen Bildern auf die Suche nach dem, was hinter der Fassade unserer optischen Wahrnehmung, was hinter der Fassade unserer seit frühester Kindheit antrainierten, konditionierten Wahrnehmung steckt oder stecken kann. Als im weitesten Sinne „realistischer“ Maler – besser gesagt: als figurativer Maler – stellt Oliver Kropf Fragen nach Wirklichkeit und Realität. Ist Wirklichkeit tatsächlich das, was es zu sein vorgibt? Oder gibt es noch etwas anderes dahinter? Parallele Wirklichkeiten etwa? Oliver Kropf interessiert sich für Verschiebungen und Verwerfungen von Wirklichkeit, er möchte den „Zwang des Logisch-Rationalen“ überwinden und zu neuen theoretischen und bildnerischen Ergebnissen gelangen. 

In unserem Gespräch vor einigen Tagen hat er einen Satz des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt erwähnt: Dürrenmatt hat einmal einen seiner Roman-Protagonisten sagen lassen: “Unser Verstand erhellt die Welt nur notdürftig.“ Und das genau ist der Punkt, um den es Oliver Kropf geht. Er plädiert nämlich dafür, nicht an die alleinige Macht des Verstandes zu glauben. Er demonstriert mit seinen Bildern das Versagen der Logik, das Versagen des Rationalen an der Komplexität der Welt und ihrer Zufälligkeit. Dies hört sich sicherlich im ersten Moment sehr theorielastig an, aber seine Kunst erhebt keineswegs nur den Anspruch intellektuell zu sein, sondern sie ist auch – und das ist ganz wesentlich – außerordentlich körperbetont. Neben einem theoretischen Überbau sehen wir uns mit einer gestischen, wilden, kraftvollen Malerei konfrontiert. Die Gründe für das körperbetonte einerseits und das intellektuelle andererseits speisen sich aus der Persönlichkeit Oliver Kropfs: Er liest sehr viel und setzt sich mit Literatur, dem Zen-Buddhismus, mit Meditation oder auch mit den Schriften und Theorien Carl Gustav Jungs, dem Begründer der Analytischen Psychologie, auseinander. Das wäre gleichsam die intellektuelle Seite. Die gestische Seite, das Wilde und körperbetonte seiner Malerei hat Kropfs Aussage zufolge auch damit zu tun, dass er seit vielen Jahren Kraftsport betreibt. 

 

 

Ich möchte aber noch einmal kurz auf einen Punkt zurückkommen, den ich eingangs erwähnt hatte: Nämlich dass Oliver Kropf mit seinen Bildern das logische Denken, die rationale Annäherung an die uns umgebene Welt sozusagen entlarvt und zwar, indem er die Zufälligkeit der Welt betont und herausfordert. Der Begriff der Zufälligkeit erscheint mir in diesem Zusammenhang besonders wichtig zu sein, denn plötzlich befinden wir uns mitten im Surrealismus: „Die zufällige Begegnung der Nähmaschine und des Regenschirms auf dem Seziertisch.“ Dieser Satz stammt vom französischen Dichter Lautreamont aus dem 19. Jahrhundert, der später dann von den Surrealisten als eine ihrer Galionsfiguren hochgehalten wurde. Lautreamont hatte mit diesem Satz die Schönheit eines Jünglings beschrieben. Die Surrealisten nahmen diese Umschreibung als poetisches Bild auf, welches „aus dem ansonsten unsichtbaren Alltäglichen unbeabsichtigt“ – also zufällig – „entstanden ist“. Soweit die Worte von Andre Breton, dem wohl wichtigsten Theoretiker des Surrealismus. In Bretons Texten ist dann auch die Rede vom „alltäglichen Leben“, das durch das Bild was an Befreiung möglich ist, und diese Befreiung ist so allumfassend, daß ich darüber erschrecke. Durch die Kraft des Bildes könnten nach und nach die ’wahren' Revolutionen vollbracht werden. In manchen Bildern ist ein Erdbeben schon im Keim vorhanden."

 

In Oliver Kropfs Arbeiten sehe ich ebenfalls eine so beschriebene Kraft, eine Wildheit, die bestrebt ist, sich Gehör zu verschaffen. Und auch seine Arbeitsweise lebt vom Zufall. Er grundiert seine Leinwände, Farbe wird großflächig aufgetragen und nach Trocknung werden die zufällig entstandenen Strukturen überarbeitet und mit figurativem Inhalt gefüllt. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrere Male. Immer wieder neue zufällig entstehende Strukturen zeigen sich, die von Oliver Kropf inspirativ aufgenommen werden um daraus dann Bilder Wirklichkeit werden zu lassen. Oliver Kropf kreiert, konstruiert und zeigt uns in seiner Kunst Wirklichkeiten, die es vorher so noch nicht gegeben hat.