Ronald Kodritsch




Kodritschs Performance in Malerei, Foto oder Video ist leicht anmaßend, mit großem Unterhaltungswert und Hang zu Humor und Ironie, auch gegenüber sich selbst, und ein wenig lässig.

* 1970 in Leoben


Ausstellungs- und Installationsansichten


Publikationen und Texte


Werkkatalog

 

Ronald Kodritsch

Bastards - Malerei und Zeichnung

 Mit Beiträgen von Wolfgang Drechsler und Ursula Mähner-Ehrig

 

Warum nehmen wir das Aussehen unserer Väter oder Mütter an? Weil wir nicht wollen, dass sie uns in die Babyklappe werfen oder weil wir tatsächlich mit ihnen verwandt sind? Ist ein gezähmtes Tier wilder als ein domestizierter Pensionist an der Leine? Wo ist der Transvestit im Hund versteckt und wer sieht wem am ähnlichsten?

Antworten auf Fragen (Tarnen und Täuschen) werden in der neuen Monografie von Ronald Kodritsch wieder einmal nicht gegeben, wohl aber werden malerisch Mischwesen behandelt, erörtert und auf Leinwand gebannt, welche tierische wie auch menschliche Züge tragen. Die meisten von ihnen blicken uns frontal an, so als wollten sie uns herausfordern oder nur ihre Befindlichkeit mitteilen. Ein künstliches Haupthaar, welches in verschiedenen Frisuren und Formen ihren Fellkopf ziert, ist ihre gemeinsame Trophäe - Cave canem.

 

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Werkkatalog

 

Ronald Kodritsch

Maler und Modell. Mein Leben mit Kate Moss

 

Roadmovie, Erfolg, Desaster, Absturz, Wahnsinn, Drogen, Leidenschaft. So unverblümt hat noch nie jemand die Kunstszene und ihren ganzen Rattenschwanz beschrieben wie Ronald Kodritsch in seiner Autobiographie. Alles stimmt und alles ist erlogen, wie im richtigen Leben. Von ganz unten kommend gelingt es unserem Helden durch Ehrgeiz, Disziplin, eisernen Willen und natürlich Genialität ganze Generationen von Künstlern zu beeinflussen.

Mit Kate Moss an seiner Seite befindet er sich schließlich auf dem Höhepunkt seines Schaffens und ihr gelingt der Durchbruch als Model. Beide verkörpern das Traumpaar in der Kunstszene, doch ihr kultivierter Eigensinn und ihr Hang zum Exzess machen ihnen das Leben nicht immer leicht.

Dies ist der erste Roman des bildenden Künstlers Ronald Kodritsch und wahrscheinlich auch sein letzter. Da ist er sich aber noch nicht sicher. Angeblich hat es ihm Spaß gemacht und diese Freude möchte er nun weitergeben. Ein Geschenk.

 

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Werkkatalog

 

Ronald Kodritsch

Urlaub vom Hirn

 

Mit Beiträgen von Roman Grabner, Günther Holler-Schuster, Wolfgang Drechsler,

„Urlaub vom Hirn“ zeigt einen Querschnitt durch durch das Werk Ronald Kodritschs von 1994 bis 2012: Dass hierin subversiver Humor und Ironie ein roter Faden sind, zeigt sich in vielen Titeln und Bildern, die in der Kombination aus Bekenntnis zum Banalen, intuitivem Pinselstrich, Abstraktion, Figürlichkeit sowie mit ironisch-kitschigen Bildinhalten seine Markenzeichen sind. 

Doch Kodritschs Kunst erschließt sich durchaus nicht allein im oberflächlichen Witz: Das Eindeutige offenbart komplexe Beziehungsgeflechte, das Vordergründige öffnet den Blick auf Abgründiges, das Widersinnige verwehrt sich dem vermeintlich Sinnstiftenden und Ironie und Spott treten gegen die Konventionen der Mächtigen an.

 

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Günther Oberhollenzer über Ronald Kodritsch

Der Satz ist im Bild


„Am besten ist, man überrascht sich mit einer neuen Arbeit selbst“, hat Ronald Kodritsch mir einmal erzählt, und ich glaube, dieser Satz kann als Leitmotiv seines künstlerischen Schaffens gelten. Der Künstler ist immer auf der Suche, er möchte nicht ständig das Gleiche machen, sondern Neues ausprobieren, durchaus auch mit gängigen Sehgewohnheiten brechen, Stile und Techniken hinterfragen und neue Zusammenhänge herstellen. Er ist getrieben von Neugierde und Ungeduld, von der Lust am Malen und am künstlerischen Experiment jenseits der Konventionen.

Dabei ist Kodritsch ein Beobachter und Sammler von Alltäglichem, Banalem, manchmal auch Skurrilen, das er aufgreift und in ganz persönliche Bildgeschichten transformiert. Er kennt die Kunstgeschichte und ihre Traditionen und lotet gekonnt die Möglichkeiten der Malerei in der heutigen Zeit aus, indem er bewusst die Grenzen zwischen der sogenannten Hochkultur und der Populärkultur verschwimmen lässt. Der Künstler erschafft Bildwelten, die heiter und mit einem Augenzwickern gemalt sind, manchmal aber auch melancholisch und böse erscheinen. Alles ist für Kodritsch bildwürdig, alles ist für ihn und seine Kunst interessiert: Ein Traktor, der einer Kinderzeichnung entsprungen scheint, eine seltsame, hockende nackte Frau neben einem Pferd, ein Billa Sackerl, getragen von einem fluoreszierenden Skelett. Einfache Formen und „billige“ Materialen charakterisieren auch die Skulptur: Handschuhe, Styropor, eine Weinflasche oder ein Trichter. Popkulturelle Zitate mischen sich mit Kitsch und kunstgeschichtlichen Referenzen. Der Künstler malt sich „Selbst als Büste“ mit grünen Kopf und wurstartigen violetten Brüsten als Kopfbedeckung, er erfindet sonderbare Wesen, gespensterhaft unter weißen Tüchern verborgen, oder lässt im Mondlicht schemenhaft die zarten Umrisse einer Frau erscheinen. Skurril, surreal, rätselhaft.

Auch das titelgebende, kraftvoll gemalte Bild ist mehr als geheimnisvoll. Kodritsch schreibt in großen Lettern „DER SATZ IST IM BILD“ in die obere linke Hälfte der Malerei, bei der man nicht ganz weiß: ist sie nun abstrakt oder gibt es doch gegenständliche Anklänge? Die Schrift ist wie eine zweite Ebene auf malerischen Untergrund, wodurch das Bild natürlich eine ganz andere Aufladung, ein anderes Aussehen erhält. Kodritsch verwendet die Schrift als abstraktes Zeichen aber auch als Inhaltsträger. Es ist überhaupt ein charakteristisches Merkmal der Malerei, Störelemente wie Schrift oder sonderbare Figurationen in ein ursprüngliche abstraktes Bild einzubauen – oder, anders formuliert, sein Bilder zeichnet eine Vermischung von Formen und Zeichen aus, die sowohl abstrakt als auch gegenständlich, banal oder auch inhaltsreich interpretiert werden können. Dabei gibt es ein Figuren- und Motivrepertoire, auf das der Künstler immer wieder zurückgreift, hier etwa das Skelett, die Büste, die sonderbaren geisterhaften Körper und Gestalten. Banales wir bedeutsam gemacht, Bekanntes verfremdet, Liebliches oder Idyllisches gebrochen. Manche Bildelemente erinnern an die Comic- und Jugendkultur, etwa an Graffiti (ich denke z.B. an die Verwendung von Schrift und Sprechblasen) andere spielen hingegen ungeniert mit der Kunsttradition (so konterkarieren z.B. die gemalten Büsten deren althergebrachte Aufgabe der Huldigung und Repräsentation).

Das Werk ist dabei immer wieder auch autobiografisch, persönlich Erlebtes findet ebenso Eingang wie bitterböse Stellungnahmen zu unserer Gesellschaft (man denke nur an das Billa Sackerl). Fast wie kleine Gedichte und herrlich unernst sind auch die Titel, wie etwa „Im Schlafgemach des Lachses“. Vieles ist natürlich ironisch zu verstehen und hat auch einen feinen Humor, doch Kodritschs Kunst auf Witz und Ironie zu reduzieren wäre ein großer Fehler. Er sei kein Witzezeichner, sagte der Künstler einmal, „seltsam, eigenartig vielleicht auch verschroben würde eher das treffen“, was er mache. Vor allem aber ist Kodritsch auch ein überzeugter Maler. Ein Maler auch mit großem Können und Wissen um dieses Medium und seiner Möglichkeiten. Er malt intuitiv und spontan, pflegt einen bewusst unakademischen Zugang und hat keine Scheu, auch kindisch und naiv zu wirken.

„Für mich besteht die Aufgabe darin, dass ich ein triviales Thema – das man vielleicht gar nicht malen soll oder kann, weil es einfach lächerlich ist – in eine gute Malerei umsetze“, so der Künstler. Dieses Prinzip sei wesentlich schwerer, als wenn er sich an ein hehres Thema nehme und das dann versuche zu bearbeiten. Denn genau dieses Spiel interessiert ihn: eine Verknüpfung von nicht bedeutenden, kunsthistorisch uninteressanten Themen mit spannender außergewöhnlichen Malerei. Für Kodritsch birgt das menschliche Antlitz, das Alltagsobjekt, die gegenständliche oder abstrakte Form eine dankbare Oberfläche, anhand derer er ein variationsreiches Spiel an malerischen Optionen durchexerzieren kann: das reicht von Verzerrungen und Deformationen figurativer Elemente über eine expressive, unmittelbar abstrakte Geste bis zu ruhigen, fast monochromen malerischen Farbfeldern.

Vieles geschieht spontan auf der Leinwand, Vorskizzen gibt es keine.„Das meiste“, so Kodritsch, „entsteht aus der abstrakten Malerei, aus ihr entsteht eine Figur, ein gegenständliche Form.“, Gesichtern und Körper, die sich zu einer Erzählung verselbständigen. Wobei die Komposition, das Kolorit und der Farbauftrag ihre ganz eigenständigen Geschichten formen. Der Ausgang der Malerei ist meistens ungewiss.

Ich schätze bei Ronald Kodritsch diese unverblümte Freude an der Malerei und Skulptur (für die all das auch gilt), ich schätze das Sprühen an Ideen, das Vermischen von Abstraktem und Gegenständlichem, ich schätze das Spontane und doch Geplante, das Ironische und das Sinnliche, das Experimentieren mit Materialität und Form, ich schätze das Sich-treiben-lassen, die unakademische Bildsprache, ich schätze die leidenschaftliche Lust, stets Neues auszuprobieren. 

Florian Steininger über Ronald Kodritsch

Leck


Ronald Kodritschs künstlerisches Feld ist medienpluralistisch. Dieser ständige Wechsel zwischen traditionellen Medien wie Malerei und Zeichnung, der Fotografie und dem bewegten Bild, wurzelt primär in der Intention, das Selbst, das Bild des Künstlers wiederzugeben – ob als authentisches Spiegelbild oder als inszeniertes Zerrbild der Wirklichkeit. Der Künstler wandelt träumerisch durch seine persönlichen Paradiese, die zugleich an der harten banalen Realität zerschellen, die er mit Sarkasmus reflektiert. Leck, der Titel des Ausstellungskataloges, ist mehrdeutig zu verstehen: als zerbrochenes Paradies, als „rotzige“ Haltung gegenüber der Gesellschaft, als sexuelle Andeutung. Kodritschs künstlerische Resultate wie bei einem Gemälde rein auf formale oder technische Qualitäten zu prüfen, wäre ungenügend. Den Künstler sowie die Person Kodritsch findet man auch jenseits von Farbe und Form und abseits von stilevolutionären Abhandlungen und kunstgeschichtlichen Verortungen seiner Bilder. Natürlich sind formale sowie inhaltliche Wahlverwandtschaften in der bei Kodritsch oft anzutreffenden Kombination aus intuitivem Pinselstrich und ironisch-sarkastisch-kitschigem Bildinhalt zu erkennen, vielleicht am ehesten bei Sigmar Polke und Martin Kippenberger. Im Unterschied zu den großen Malerfürsten wie Baselitz oder Lüpertz, die die Malerei in gewissem Sinne akademisch handwerklich „gewissenhaft“ betreiben, sind Polke und Kippenberger weniger an traditionelle mediale Richtlinien gebunden – sie nähern sich der Staffelei mit einem gesunden leicht pubertären Dillettantismus, persiflieren und verzerren. Polke parodiert in den späten 1960-er Jahren etwa Dürers Ikone des Feldhasen, indem er ihn einfach aus Gummibändern konstruiert, oder paraphrasiert die abstrakt expressionistische Kunst, die als Inbegriff der Moderne gehandelt wird, indem er bewusst dilettantische Farbkleckse und Schlieren auf die Leinwand setzt. Bei beiden Künstlern ist auch die agitatorische Natur im Vordergrund, das Tafelbild fungiert dabei als wesentlicher Puzzlestein des künstlerischen Konzepts und Handelns. Kodritschs Performance in Malerei, Foto oder Video ist leicht anmaßend, mit großem Unterhaltungswert und Hang zu Humor und Ironie, auc Zum anderen zeigt sich Kodritschs Werk als leicht destruktiv-sarkastisch. 2000 entsteht der Werkblock Cobra GT – Elf Muschivariationen, bestehend aus Detailzeichnungen des in ländlichen Gebieten stark verbreiteten, oft „auffrisierten“, heißen Eisen mit „Rotem Blech“, und Katzen aus gebranntem Ton. Das Reifenprofil der Tatwaffe ist in den Rücken des Opfertiers eingeprägt, ähnlich wie in den Comicfilmen von Tom & Jerry oder im gesteigerten Maß bei Itchy & Scratchy, die von Bart und Lisa Simpson geliebt werden. So wie die Simpson-Show mit Political Incorrectness nicht spart, so setzt auch Kodritsch diese zum Mittel seiner künstlerischen Handlungen ein: ob gegen das „Liebe Vieh“, das von halbstarken Motorradrittern überfahren wird, oder gegen Pin Ups und dralle Blondinen am Palmenstrand als reines Objekt der Begierde. Kodritschs Gemälde sind oft auch persönlich sarkastische Stellungnahmen zum aktuellen Geschehen und der Gesellschaft – mit dem Hang zur Überzeichnung, wie etwa das Bild Viva Las Vegas, das den durch seinen weißen Tiger verwundeten kopflosen Körper des Magiers Roy zeigt, oder ein verunglücktes Auto, vor dem ein Feuerwehrmann schelmisch unangebracht für die an sich schreckliche Situation lacht. Während Andy Warhol in seinen Car Crash-Bildern das reale Ereignis anhand von fotografischen Vorlagen auf die Leinwand druckt – der Betrachter ist mit dem faktischen Grauen direkt konfrontiert – malt Kodritsch eine auf schwarzem „unanständigem“ Humor basierende Situation. Kodritsch impliziert sowohl in seinen Aktionen wie auch seinen Bildern unsere direkte emotionale Reaktionen, die zwischen schelmischen, „unpassenden“ Lachen über den Witz und erstaunter Fassungslosigkeit gegenüber der scheinbar politischen Unkorrektheit oszilliert. So hart und sarkastisch sich die Äußerungen von Kodritsch in Bild, Text und Sprache gegen den Betrachter wenden, so persönlich und verletzlich gegen sich selbst sind sie zugleich. Der Künstler verwendet die verschiedenen Medien als Spiegelbild seiner selbst – oft seines Unterbewusstseins, seiner Triebe und Wünsche. In Pommes Mama, greift er zurück auf die ersten Momente des Säuglings, in denen er das Licht der Welt erblickt. Bald folgen die ersten Worte „ Pommes“ und „Mama“. Autobiografisch ist etwa auch jenes Werk gefärbt, in dem Kodritsch seine erste Spielpuppe, so alt wie er selbst, an ein Bügeleisen schnürt und fotografiert, nachdem er sie zufälligerweise in diesem Zustand gesehen hat: die deutliche Gewalttätigkeit, die in dieser Situation erkennbar ist, hat den Künstler beeindruckt. Kindheitserinnerungen spiegeln sich auch in Nachtschicht wider – eine Kinderrutsche, deren Auslauf von einer undurchlässigen Betonmauer versperrt ist. Kodritsch ist in einer Arbeitersiedlung aufgewachsen, in der die Leute hauptsächlich aufgrund ihrer Nachtschicht unter Tags geschlafen und die lärmenden Kinder am Spielplatz im Hof verflucht haben. Trotz des starken inhaltlichen Stellenwerts seiner Kunst will sich Kodritsch auch als malerischer Maler sehen, mit der Intention den Bildinhalt in ein dichtes malerisches Kleid zu fassen. In der Affen-Serie, die über das Lösen von Problemen durch Trieb und Sex handelt, setzt Kodritsch den Pinsel unmittelbar und schwungvoll ein und verdichtet die Pinselstriche zu atmosphärischen Impressionen von Figur und Grund; spannende LichtSchattenverhältnisse entstehen. Im neuesten Werkblock thematisiert Kodritsch die Absenz von Malerei. Er malt großformatige entleerte Atelierwände, auf denen lediglich die Heizungsrohre und die Reste der zuvor abgenommenen gemalten Bilder zu sehen sind: Farbspritzer, abgedruckte Kanten der Leinwandränder, Spuren des Malprozesses außerhalb des Bildgevierts. Der Zufall, der „Abfall“, wird Bildthema und erhält eine neue ästhetisch artifizielle Dimension.