FRANZISKA MADERTHANER


"Bilder über Bilder"

 „Bilder über Bilder“

Franziska Maderthaner

Galerie Brunnhofer

 

Franziska Maderthaners neue Arbeiten in der Galerie Brunnhofer sind – bis auf wenige Ausnahmen – in zwei Gruppen unterteilt: Fenster und Portraits. Ausblick und Anblick. Hinaus schauen und angeschaut werden - hinein schauen (in die Seele): Die uralten Malerei-Themen per se.

Das exemplarische Abarbeiten an den Grundthemen, Stilen und Theorien der Malerei sind für Maderthaners Kunst symptomatisch: Kunstzitate alter Meister, Trompe l’oeil Effekte (wie bei „Miss Impasto“) oder die „Fenstermetapher“. Dabei verwebt die Künstlerin gekonnt abstrakt-gestische Malerei und altmeisterliche, fotorealistische Malweise. Das Ergebnis ist das Bild als ein Hybrid, alles fließt und alles ist streng fixiert gleichzeitig. So wird die Fenstermetapher z.B. zu einer Metapher unserer Gegenwart, in der die Strukturen und Formen zunehmend verfließen, und in der das Herausarbeiten von Konkretem aus dieser „fließenden Epoche“ Aufgabe wird.

 

„Bilder sind wie Fenster“ ist eine in der Kunst weit verbreitete Metapher, denn der Blick auf ein Bild gleicht dem durch ein offenes Fenster und ermöglicht gleichermaßen Ausblick, Weitblick und Einblick. Man kann das Fensterthema auch als gemalte Kunsttheorie sehen, als „Das Fenster als Schnittstelle zwischen Künstler und Welt“. Das Fenster, auch als „flaches“, mit der Leinwand vergleichbares Gebäudeteil, das für Licht und Aussicht sorgt.

In Franziska Maderthaners „Fensterbildern“ arbeitet die Künstlerin einmal mehr mit „abandoned places“, diesmal mit Fenstern von verlassenen oder zerstörten Häusern. Sie kombiniert die abstrakten Farbströme, Schüttungen und Malgesten mit Teilen verfallener Fensterelemente und ihren einsamen Aussichten, einem öden „Draußen“. Ein zerrissener Vorhang entwickelt sich zu einem gestischen Pinselstrich, eine rinnende Farbspur zu einer Fensterstrebe, ein Sonnenfleck auf dem Fußboden zu einer Farbfontäne. Das dahinter und das davor wird eins und stellt die Frage nach der „Fenstermetapher“ neu. Man sieht zwar aus dem Fenster, aber man sieht auch in einen abstrakten Farbraum, der zu Assoziationen einlädt - und letztendlich ist alles ja nur Illusion und Farbe auf Leinwand.

„Inside_12“ verweist zudem auf Maderthaners „Bettenbilder“, hier kommen das chaotische Bett und das kaputte Fenster in einem psychedelischen Farbrausch zusammen. Das markant aufgeschlagene Buch auf dem Bett „The Light“, von T.C. Boyle handelt vom LSD-Papst und Harvard Professor Timothy Leary.

 

Die Serie „Playing Painter“ thematisiert Maderthaner das Portrait, genauer das Künstlerportrait. Nur handelt es sich bei den abgebildeten „alten, weißen Männern“ nicht um Van Gogh, Picasso oder Turner, sondern um die Schauspieler, die diese in Filmproduktionen verkörpert haben: Ein politisch unkorrekter Anachronismus in Zeiten von Facefiltern, Fakenews, Photoshop, Botox oder kompletten Gesichtsverjüngungen. Diese Männer, die prominente Maler darstellen, haben ausdrucksstarke Gesichter, spielen sie aber nur, und Maderthaner spielt weiter, indem sie sie in die Malerei zurückholt und nebenbei auch noch stilistisch ein wenig zitiert, und ihnen ein zeitgemäßes Denkmal setzt. Wem aber nun? Eigentlich nur der Idee von Malerei.

 

Dem gegenüber stehen drei Bildnisse von Malerinnen. Einmal ein schwarze Malerin, deren Körper allerdings weiß und aus dem 18. Jahrhundert ist. Einmal Maderthaner selbst, als Malerin des Rokoko, einmal ein Mädchen in Turnschuhen, das aufgeregt mit einem großem Bild zu ihrem Kurs läuft. Auch das ist letztendlich alles Fiktion: Ein Nachdenken über die Rolle der Frau, über ihre, Maderthaners Rolle in der Malerei, als Malerin. Über die Geschichte der Malerei, in der „alte, weiße Männer“ historisch und gesellschaftlich bedingt ein Medium über die Jahrhunderte weiter entwickelt haben (und deshalb jenseits von political correctness eine immense Bedeutung haben). Eine Geschichte, in der Frauen erst ab dem 20.Jahrhundert verstärkter wahrgenommen wurden.  Und erst heute in unserer Kultur zunehmend gleich bedeutend wie ihre männlichen Kollegen werden.

 

Letztendlich ist alles nur Illusion und Idee: „Credo in ideam“, das Kruzifix, Jesus, die Malerei, der Raum, die Farbe – das Statement einer atheistischen, feministischen Malerin.