paul jaeg




Paul Jaeg wurde am 1. 2. 1949 in Gosau am Dachstein geboren; als Sohn einer Sennerin und eines Wilderers. Vom Vater erlernte er in der Jugend das kreative Schnitzen mit Hölzern aller Art, die Mutter war ihm immer Vorbild für ein Denken in Zusammenhängen und für die traditionelle Lebensart in diesem abgelegen Gebirgsort. Er wollte mit 14 Jahren Elektriker werden, sein Vater riet ihm, in die Försterschule zu gehen und seine Mutter unternahm alles, damit er in einer Lehrerbildungsanstalt aufgenommen wird. Der Wunsch der Mutter ging in Erfüllung - und so kam es, dass er etliche Instrumente lernte, sich mit der Brauchtumspflege im Salzkammergut befasste, eine Musikschule gründete und in etlichen Musikgruppen mitwirkte. Bis er schließlich, am Höhepunkt seiner psychischen Krise als 38-jähriger, beschloss, sich ganz der zeitgenössischen Malerei zuzuwenden, was bewirkte, dass er kurz darauf seinen Lehrerberuf an Mittel- und Musikschulen beendete, um sich ganz der Tätigkeit als Künstler widmen zu können. Sechs Jahre lang leitete er das Kunsthaus Deutschvilla in Strobl bei Salzburg und gründete 1991 den Kulturverlag Arovell.  

 


Ausstellungs- und Installationsansichten


Publikationen und Texte


Ausstellungskatalog

 

Paul Jaeg

1988 - 2018

Mit einem Beitrag  von Peter Assmann, Vom Abenteuer Kunst...

 

Herausgeber: arovell Verlag  ISBN 978-903189-20-1

 

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Peter Assmann


Vom Abenteuer Kunst …

 

Vom Erlebnis eines Abenteuers sollte bei der Kunst von Paul Jaeg die Rede sein, von der Spannung im Hinblick auf das, was kommt
(„ad-ventus“), was kommen könnte, vom grundsätzlichen Verständnis eines Entwicklungsweges, der sich seiner vielen Abzweigungen bewusst ist: Sein Kunstwollen ist in bemerkenswerter Konsequenz auf diese neuen Orientierungen ausgerichtet, auf eine gestaltende Wanderung im Sinne einer „Unterwanderung“ vorgezeichneter Formulierungen und Erwartungsstrukturen.

 Kunst ist hier ein beständiger Öffnungsprozess, ein Augenzwinkern mit ernster Miene, ein kontinuierliches Hinterfragen von all dem, was sich als zum Oberflächlichen neigende Souveränität zementieren könnte.

Und dazu kommt ein beständiges Wandern zwischen den Disziplinen. Musik, Literatur und Bildende Kunst werden gleichsam miteinander verzopft, eines kontaminiert das andere, der Rhythmus der Bewegung und der Aufbau einer größeren Form sind in all diesen künstlerischen Disziplinen immer miteinander im kontrastierenden Wechselspiel, dazu kommt eine grundsätzliche Ironiehaltung gegenüber allem zu Deutlichen und zu Bestimmten.
Paul Jaeg sucht stets ein wenig den guten Grund, um den Botschaften, zumal den schön gestalteten und überdeutlich appellativ nach vorne tretenden, zu misstrauen. Oftmals macht er auch einfach die Probe auf das Exempel, schaut und hört sich das nochmals von der anderen Seite an und nimmt die Betrachter seiner Kunst auf eine spannende Irritationsreise, die stets in Form und Inhalt mit ihren Öffnungsprozessen herausfordert. Malerei setzt er sehr häufig als Hinterfragung der Zeichnung ein, Konturen erweitern sich zuFarbflächen, Pinselstriche nähern sich dem Duktus graphischer Notationen an, und gemeinsam streben diese Gestaltungskräfte auf eine permanente Raumerweiterung hin, durchaus auf eine Erweiterung ihres Denkraums. Kategorien wie „figurativ“ oder „abstrakt“ gibt es hier schon lange nicht mehr, auch das Erzählerische als Kategorie einer Annäherung wird immer tiefer hinterfragend ausgelotet und umgewendet.

 Die Überraschungsmomente eines Betrachtungsprozesses sind daher ein wesentliches Qualitätsmerkmal dieser künstlerischen Wanderung, das abrupte Innehalten und Sich-Wundern, wohin der Abenteuerweg geführt hat – jenseits einer Vermessung der Welt und einer etikettierenden Navigation – wird immer mehr zu einer Art von Zielorientierung.  Allerdings mit großer Wachsamkeit auf die intellektuelle Falle der zu frühen Zuordnung angesprochen und stets ein wenig zögerlich präsentiert: Lieber noch eine weitere Tür offen gelassen, als etwas als abgeschlossen zu präsentieren, was sich noch weiter entwickeln könnte.

Souverän kommt hier auch immer wieder neu erprobt die Kraft des Spielerischen gleichsam „ins Spiel“ – speziell unter dem Aspekt der künstlerischen Komposition betrachtet. Insbesondere seine bildhafte Wirklichkeiten sind einem steten Wandel unterworfen, Vorstellungsfelder tauschen beständig ihre Plätze und schließen mit all ihren unterschiedlichen Ausdehnungskräften nahtlos aneinander an: Aber der Bruch, auch der Abbruch bleibt eine beständige, durchaus positiv angenäherte künstlerische Möglichkeit.

Für die Kunst des Paul Jaeg gilt in ganz besonderer Weise die kulturelle wie auch gesellschaftliche Forderung nach der Freiheit der Kunst. Seine Kunst ist nicht nur eine „Tochter der Freiheit“ sondern lebt und wirkt selbst in und an einem solchen kulturellen Feld der menschlichen Freiheit – als existenzgebender Wert, als durchgängig in seiner Wirksamkeit gesuchtes Lebens- und Gestaltungsmittel, und nicht zuletzt im vollen Bewusstsein der ihr eingeschriebenen Abenteuer- (ist gleich Entdeckungs- und Entwicklungs-) Lust.