Josef Danner  1955 - 2020

NACHRUF von Eva Maltrovsky

Der Künstler Josef Danner ist am 5. 12. 2020 nach langem schweren Leiden in Wien verstorben. Wir trauern um ihn.

 Josef Danner verfolgte die gesellschaftspolitischen Vorgänge, geistesgeschichtlichen und kulturellen Tendenzen äußerst aufmerksam und stellte dazu angeregte kritische Überlegungen an. Seine aufmerksame Beobachtung des zeitgenössischen Gesellschaftslebens und seine Sensibilität für sinnliche Reize manifestieren sich in seiner Kunst.

In einem Katalog der Neuen Galerie des Landesmuseums Johanneum Graz schreibt Wilfried Skreiner anlässlich der Ausstellung
„Josef Danner - Schwarze Bilder“:

Danner gehört der zweiten Generation der Neuen Malerei in Österreich an. Neben Herbert Brandl ist er für mich der profilierteste Künstler dieser Richtung.“[i]

Josef Danner wurde von dem Galeristen Peter Pakesch in den 1980er-Jahren entdeckt und wurde ursprünglich der abstrakten Linie der „Neuen Wilden“ zugezählt. So ist er auch in der Ausstellung der Sammlung Essl im Jahre 2004 bzw. auch im Katalog über die „Neuen Wilden“ vertreten.

 Er ging allerdings später neue Wege, weil er sich nie mit dem Erreichten zufrieden gab sowohl inhaltlich, gestalterisch als auch, was die Technik betrifft. Josef Danner beherrschte die Technik des Malens virtuos, und dies begann bereits bei der Wahl des Materials, dabei wandte er eine eigens erfundene Pigmenttechnik an. Man denke nur seine blauen Bilder aus der Serie „Angelfire“. Die opaken, samtenen Oberflächen ziehen einen sofort in die Tiefe, dazwischen gibt es glänzende Stellen, je nach Lichteinfall und Blickwinkel des Betrachters verändern die zunächst monochrom wirkenden Flächen ihre Farben, werden lebendig.

 

Josef Danner war aber nicht nur Maler, sondern sein Ausgangspunkt war die Literatur, (Fragmentarischer Bericht aus Monopolyland 1991/92) außerdem war er auch Musiker, so trat er mit der Gruppe „Molto Brutto“ gemeinsam mit Gunter Damisch und Herbert Brandl auf.

 

Josef Danner zählt zu den Künstlern, die sich auch intensiv mit theoretischen Grundlagen, Sprache, Zitaten aus den Massenmedien etc.  auseinandersetzen. Daher wandte er sich von der abstrakten Malerei ab. Man findet figurale Elemente, in vielen Arbeiten auch die Integration von Wörtern und Texten. Gesellschaftlich produzierte Mythen sind Ausgangspunkt seiner Reflexion.

 

In vielen Arbeiten integriert er markante verbale Aussagen mittels der Methode des „Samplings“, die sich durch Witz und Ironie auszeichnen Hier merkt man seine literarische Kompetenz. So kombiniert er häufig zwei Aussagen aus völlig verschieden Kontexten,  verbindet Pathetisches oder Hochpolitisches mit Banalem, Philosophisches mit Lapidar-Alltäglichen. Z. B.: „Wer A sagt, muss auch essen“, „Woher kommen wir, wohin gehen wir, wer bezahlt unsere Fixkosten“

Pathos und Negation des Pathos, Irritation mittels Sprache und Bild, Propaganda und Elemente des Trivialen spielen sowohl bei Text als auch Bild bzw. deren Kombinationen eine Rolle. Er fügt auch ikonische Zitate, besondere markante Icons, die sich durch Einfachheit und einer speziellen Ästhetik auszeichnen wie Transformer, Hühner, Püppchen ein.

Seine Plakataktionen - Kunst im öffentlichen Raum - sieht er als „philosophisches Rätsel“.

Mit den bildhaften Codes verfährt er wie in der Sprache, seine Montagen führen zu überraschende Ergebnissen mit der „Strategie der Entzauberung“ der neuen Mythen mit Mitteln der Groteske, der Ironie bis zum Zynimus und des Humors.

 

Er reagierte auf aktuelle Ereignisse wie 9/11 mit seinen blauen Pigmentbildern der „Strange Angels“, wo der Feuerwehrmann als „apokalyptischer Held“ und „katastrophischer Schutzengel“ dargestellt wird.

In seinen grafischen Arbeiten führt die Wirkung der Kombination von Schwarz und Rot zu Anklänge an den russischen Konstruktivismus und die Revolutionsästhetik. 

2011 beginnt Josef Danner informelle Malereien (Tempera) zu überschleifen und im Siebdruck zu überarbeiten. Die abgeschliffenen Leinwände, an denen verschiedene Farbschichten freigelegt werden, erhalten eine interessante haptische Oberfläche, die gemeinsam mit den komplex und gleichzeitig zeichenhaft aufgebauten grafischen Motiven dem Bild eine neue Tiefe verleihen. Die Motive folgen der bewährten Methode des Aufeinandertreffens disparater Elemente zu einem neuen Ganzen, z.B.: Einer Kopfform als Maske sind japanische Schriftzeichen etwa mit der Bedeutung „Es ist alles bestens...kein Grund zur Beunruhigung....aber wir entschuldigen uns“ (eine bitterböse Anspielung auf die mediale Performance diverser Tepco - Manager anlässlich der Katastrophe von Fukushima) und ein Objekt ähnlich einer altmodischen Motorradbrille eingeschrieben.

Eine weitere Grafik, „Madonna mit Kind“ entpuppt sich als ein Konstrukt aus diversen Formen elektrischer Steckdosen und Schaltkreisen.

Strahlenförmig aus einem Zentrum entspringende, sich verbreiternde Textbänder nach Art eines „wordls“ aus disparaten Satzfragmenten, Slogans, etc. erzielen über dem malerischen Untergrund beinahe sakrale Wirkung. Die technoiden ikonischen Motive klingen auch hier bewusst an dadaistische und futuristische Traditionen an und verleihen den Arbeiten Dynamik. In gewisser Weise knüpfen diese Arbeiten auch an den Malereien von 1997 – 1999 an, wobei die Farbverläufe und grafischen Elemente in den späteren Arbeiten einander stärker durchdringen und einen höheren Komplexitätsgrad erreichen.

 Eva Maltrovsky

 

 Publikationen und Links:

Josef Danner. Figure it out, Schlebrügge Wien 2014

www.josefdanner.com

 

[i] Wilfried Skreiner: die schwarzen Bilder des Josef Danner. In: Josef Danner. Schwarze Bilder 1988 – 92 Katalog Neue Galerie am Landesmuseum Johanneum Graz (1992)

 




Mich interessiert das Spannungsfeld zwischen der technischen Exaktheit der  Computerbilder und dem Pathos der "expressiv" gemalten Bilder.

* 1955 in Amstetten


Ausstellungs- und Installationsansichten


Publikationen und Texte


Josef Danner Werkkatalog Figure it out Brunnhofer Galerie

Werkkatalog

FIGURE IT OUT 

 

Am Beginn des Werkkataloges des österreichischen Künstlers Josef Danner steht die Serie der Schwarzen Bilder (1989-92) sowie das Künstlerbuch Fragmentarischer Bericht aus Monopolyland mit seinen groß dimensionierten Plakat/Kunst/Projekten im öffentlichen Raum. Josef Danners umfangreiches, von der Pop Art inspiriertes, jedoch immer politisch aussagestarkes Werk entfaltet sich in der Malerei, Zeichnungen, Druckgraphik und Plakaten. Das vorliegende Buch gibt einen Überblick über Arbeitsweisen, Werkserien, Ausstellungen und Projekte und ist somit das erste umfassende Handbuch für das Verständnis der Kontinuität der von Josef Danner bis heute nachdrücklich weitergeführten Werkpositionen.

 

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Eva Maltrovski über Josef Danner


2011 beginnt Josef Danner, informelle Malereien zu überschleifen

und Siebdrucke darüber zu legen. Die abgeschliffenen Leinwände, auf denen verschiedene Farbschichten freigelegt werden, erhalten eine interessante haptische Oberfläche, die gemeinsam mit den komplex und gleichzeitig zeichenhaft aufgebauten grafischen Motiven dem Bild eine neue Tiefe verleiht. Die durch den Bearbeitungsprozess zutage tretenden malerischen Schichten als Pol des Informellen und die durch Siebdruck hinzugefügten grafisch-präzisen Schriftelemente als Pol des Semantischen stellen so eine Ambivalenz zwischen Intuition und Rationalität her.

 

Die Motive folgen der bewährten Methode des Aufeinandertreffens

disparater Elemente zu einem neuen Ganzen. 

Eine Madonna mit Kind entpuppt sich als ein Konstrukt aus diversen Formen elektrischer Steckdosen und Schaltkreise. Strahlenförmig aus einem Zentrum entspringende, sich verbreiternde Textbänder

aus disparaten Satzfragmenten, Slogans etc. erzielen über dem

malerischen Untergrund beinahe sakrale Wirkung. Die technoiden

ikonischen Motive klingen bewusst an dadaistische und futuristische Traditionen an und verleihen den Arbeiten Dynamik.


Schwarze Bilder


Zentral für Josef Danners Serie der “Schwarzen Bilder” und auch der “Schwarzen Drucke” ist ihr "simulierender", spielerischer Charakter, das Erzeugen schwarzer Bilder in "Als ob" Manier, das Durchstöbern formaler Möglichkeiten ,immer auf der Suche nach (für mich) spannenden, noch nicht gesehenen Lösungen in Schwarz. Die Reduktion auf eine (Un)-Farbe zeigt sich als ein weites Feld von Möglichkeiten, sobald man nicht dogmatisch und mit zuviel Respekt herangeht. Und Schwarz erweist sich als farbig! Es handelt sich also nicht um irgendeine Bildüberwindungsstrategie minimalistischer Prägung, vielmehr bleibt der definierte Bildraum bewusst Experimentierfeld für die schwarze Farbe. 

Strange Angels


2001 begann Josef Danner damit, stark emotional besetzte Bilder aus dem Fundus des uns von Tag zu Tag geleitenden medialen Nervenkitzels zu sammeln , einige davon zu scannen und mittels diverser Computerprogramme soweit zu abstrahieren, daß sie eine quasi archetypischen Verdichtung erreichten. Zentral kristallisierte sich die Figur des Feuerwehrmannes als "apokalyptischer Held" und "katastrophischer Schutzengel" heraus. Ich begann eine Serie über diesen Themenkreis zu malen, wobei mich besonders das Spannungsfeld zwischen der technischen Exaktheit der Computerbilder und dem Pathos der "expressiv" gemalten Bilder interessiert.