Elisabeth sonneck


Small Sisters (In Farbe #5)

  

Elisabeth Sonneck   -   Small Sisters (In Farbe #5)

 

In ihrer vierten Einzelausstellung in der Brunnhofer Galerie zeigt Elisabeth Sonneck eine ortsspezifische Farb-Installation mit neuen Arbeiten auf Leinwand und Papier sowie skulpturalen Papierformationen. Der von ihr mehrmals verwendete Titel „In Farbe“ bezeichnet den Fokus ihrer Arbeit: Farbe existiert nie autonom, sondern entsteht interaktiv, erst durch die wechselseitige Beziehung mit ihrer farbigen Umgebung. Eine weit über Malerei hinaus reichende Thematik, deren dialogischem Prinzip entsprechend sie ihre Arbeiten im Atelier und direkt vor Ort entwickelt.

 

Die Konzeption ihrer Malerei ist dabei unmittelbar körperbezogen, im Bildformat 145x145cm, das exakt ihrer physischen Reichweite entspricht, in den langsam freihand gezogenen, halbtransparent übereinander gestaffelten Pinselbahnen, und auch in den temporären Balancen der Arbeiten im Ausstellungsraum. Die Tatsache gattungsübergreifenden Arbeitens ist selbstverständlich seit den künstlerischen Aufbrüchen der 1960er Jahre und offensichtlich auch in den Malerei, Skulptur und Installation verbindenden Werken Elisabeth Sonnecks. In ihren ortsspezifischen Interventionen gibt es Berührungen mit der gestischen Malerei des Informel, ebenso aber auch mit der Minimal und Postminimal Art sowie der Arte Povera.

 

Der Flut digitaler Bilderzeugung begegnet Sonneck mit differenzierten und präzisen Prozessen, die die Intimität des genauen Blicks aufrufen. Seit 2006 bezieht sie im Atelier entstandene Malerei auf langen, gerollten Papierbahnen installativ auf die Eigenheiten des jeweiligen Raumes. Durch die sensible manuelle Balance entstehen vor Ort fragile, veränderliche Gebilde. Zwischen Hängen und Liegen, Stehen, Anlehnen, Einrollen und Ausbreiten sind unzählige Figurationen möglich. In anderem Kontext kann dieselbe Papierbahn völlig andere Formen annehmen; Recycling und das Prinzip der Metamorphose ist in Sonnecks ortsspezifischer Arbeit von zentraler Bedeutung.

 

Seit einigen Jahren, zuletzt 2018 in ihrer ersten musealen Einzelausstellung in China, hat Sonneck zudem Fundstücke, Reste, Alltagsmaterial und Werkzeuge in ihre Arbeiten integriert. Dinge, die im Atelier hilfsweise zur Hand sind, wenn die Papierrollen und -bahnen beim Erproben neuer Möglichkeiten gestützt, gestoppt, aufgehängt, schräg gestellt, gebogen werden, werden später nicht durch Artefakte ersetzt, sondern direkt in Ausstellungen einbezogen. Auch Stützen und Aufhängungen werden nicht ästhetisiert oder kaschiert, sondern werden in ihrer Besonderheit zum gleichberechtigten, variantenreich gespielten Teil der Installation – small sisters. So ergeben sich immer wieder unmittelbare Spannungen zwischen der koloristisch subtilen Malerei und ihrem Gegenteil, den vermeintlich kunst- und wertlosen Bagatellen des Alltags, ebenso auch zwischen der Malerei und den im copyshop gefertigten Kopien davon, die in Sonnecks Serie „clipage“ aufeinandertreffen. Das Gefälle zwischen Kunst und Nicht-Kunst und die übliche Hierarchie der Bewertungen werden fast beiläufig ausgehebelt und in eine vielfältige Vernetzung der verschiedenen Eigenschaften überführt. Im Ausstellungsraum entstehen funktionale, poetische, unerwartete, auch schräge Konstellationen „In Farbe“.